Öffentliche Medien als Grundlage zur Meinungsbildung

Häufig werden die öffentlichen Medien als vierte Gewalt und tragende Säule einer Demokratie beschrieben. Doch wie sicher trägt diese vierte Säule einen demokratischen Staat? Oftmals meinen wir, durch Nachrichten in Radio, Fernsehen und co umfassend und objektiv informiert zu werden. Unsere Meinungen und Ansichten bauen auf diesen Medien auf, weil wir ihnen fast schon blind vertrauen.

Mein Blick hierauf wurde um einiges kritischer, als unsere Medienscout-AG in Vorbereitung auf die „KlasseNachrichten“ von Florens Herbst gebrieft wurden: Er stellte uns unter anderem die Kriterien vor, nach welchen die Themen für die Nachrichten aus einem riesigen Pool von Meldungen ausgewählt werden. Nur ein Bruchteil schafft es in die Medien und damit an die Öffentlichkeit. Dass uns dadurch unglaublich viele Informationen – wenn auch nicht böswillig – vorenthalten werden, muss uns bewusst sein. Ein wichtiges Kriterium ist zum Beispiel der Gesprächswert einer Nachricht. Dies kann allerdings auch das Meinungsbild in der Gesellschaft verfälschen. Ein sehr kontroverses Thema sind zum Beispiel Aussagen der Afd. Die Reaktionen in der Bevölkerung hierauf sind inzwischen so emotional aufgeladen, dass die Afd einen sehr hohen Gesprächswert und damit auch eine hohe Medienpräsenz erlangt hat. Dies könnte jedoch das Meinungsbild stark beeinflussen. Das vermutet auch Forsa-Chef Manfred Güllner: Laut ihm solle „man auch nicht den Fehler begehen und sie hofieren“ und sie nicht „salonfähig“ machen.

Doch was könnte ein guter Gegenentwurf sein? Mit einem Ansatz kennt sich Dr. Florian Preßmar besonders gut aus. Er arbeitet für die LMK, die Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz. Dieser unterliegt auch der sogenannte „Offene Kanal“. Aber was ist das überhaupt? Das haben wir Dr. Preßmar gefragt, der knapp und prägnant antwortet: „Ein Bürgermedium!“ Er erklärt, dass es sich um eine Sendeplattform handle, die allen Bürgern frei zur Verfügung stehe. Den freien Sender Mainz zum Beispiel können 200.000 Bürger empfangen. Das Angebot würde laut einer Umfrage zwar nur von 0,5-1% genutzt, „aber das sind immerhin 2.000 Menschen!“. Allerdings besteht beim Offenen Kanal ein anderes Problem: Während öffentliche Medien vielleicht zu viel aussortieren, hat jeder das Recht, hier seine Beiträge ausstrahlen zu lassen. Somit können auch solche ausgestrahlt werden, welche zugunsten der Meinungsfreiheit andere Rechte verletzen. Wenn jemand allerdings meine, zum Beispiel rechtsradikale Inhalte senden zu müssen, könne er dafür rechtlich belangt werden. Das schützt zwar ein Stück weit vor Missbrauch, aber was gesendet wurde, wurde gesendet und damit auch gesehen. Somit ist der Offene Kanal ein guter Ansatz für freie Berichterstattung, jedoch bleibt die Frage, inwiefern eine Gesellschaft ihre eigene Freiheit verträgt – oder eher lernen muss, sie zu vertragen.

Aber auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen kann natürlich als Informationsquelle genutzt werden. Florens Herbst erklärte, dass die Themen hier oft objektiver als bei privaten Sendern ausgewählt würden. Im Gegensatz zu letzteren finanzieren sich diese nicht durch Werbung und müssen zum Beispiel nicht darauf achten, es sich mit Firmen als Kunden zu verscherzen.

Die Berichterstattung wird so objektiv und umfangreich wie möglich gehalten und spielt sicherlich eine wichtige Rolle dabei, ein mündiger Bürger mit starker eigener Meinung zu sein. Allerdings ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass Fernsehen und Radio nicht alles zeigen (können) und eigenständige Recherche nie schaden kann.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/forsa-umfrage-medien-berichten-zu-viel-ueber-die-afd-a-1078193.html

Stand 27.09.2017, 14:35